Klingen wirbeln schneller als im Film - In der Fechtschule »Turnieres« wird nach altem Vorbild gekämpft

Güter­sloh (WB). Den Umgang mit Schw­ert, Dus­sack und Rapi­er ler­nen Schüler der auf his­torischen Kampf­s­port spezial­isierten Fechtschule »Turnieres«. Dabei geht es auch darum, wie his­torische Quellen das heutige Kämpfen beeinflussen.

An fünf Tagen in der Woche wer­den dort und an den anderen Stan­dorten der Schule in Güter­sloh und Prüm in der Eif­fel Kurse für Fechter allen Alters ange­boten. Begin­nend als Ein­steiger, kön­nen die Teil­nehmer zunächst ein Ver­ständ­nis für das his­torische Fecht­en bekom­men. Nach einem Jahr geht es dann in den Fort­geschrit­te­nenkurs, in dem es dann vor allem um das Masken­train­ing geht, eben­so wie um Details wie Tim­ing und Geschwindigkeit. Zum Schluss gibt es noch die Ober­stufe, wo dann haupt­säch­lich Kampf­si­t­u­a­tio­nen simuliert werden.

Die Teil­nehmer des Dien­stagskurs­es für Ein­steiger erzählen von den Grün­den, warum sie das Train­ing besuchen. Viele spüren eine große Fasz­i­na­tion für das Schw­ert als Waffe und die Art, wie sie in früheren Epochen einge­set­zt wurde, über­tra­gen in den heuti­gen Sport. Aus diesem Inter­esse entwick­elt sich schnell Lei­den­schaft für das Fecht­en. Den­noch sei es anders als die Vorstel­lung der Waffe, wie sie in Fernsehse­rien und Fil­men dargestellt wird. Es gehe nicht um kün­stlich erzeugte Pausen, son­dern um schnelle Bewe­gun­gen mit der Waffe, ähn­lich schnell wie beim olymp­is­chen Fecht­en, erzählt ein Schüler.

Ein weit­eres Ele­ment der Kurse ist die Arbeit mit his­torischen Quellen, nach denen später im Train­ing gear­beit­et wird. Viele dieser Quellen stam­men aus der Renais­sance bis hin zum mit­tleren 17. Jahrhun­dert – die erste vom »Lan­gen Schw­ert« ist gar von 1389. Die Quellen wer­den sorgfältig studiert und auf ihre Ein­set­zbarkeit im Kampf geprüft. »Das Span­nende ist, dass es ein biss­chen so ist, als würde man einen Kri­mi lösen«, erzählt Turnieres-Inhab­er Volk­er Seifert mit Begeisterung.

Er grün­dete die Schule 2011 als Train­ings­gruppe der »Glad­i­a­tores« und machte sich 2014 unab­hängig davon. 2015 wurde Volk­er Seifert vom ZDF für eine Doku­men­ta­tion über his­torische Kampfkün­ste beauf­tragt. Jet­zt, acht Jahre später, hat »Turnieres« mehrere Part­ner­schulen über­all auf der Welt, ist Mit­glied der Mey­er-Freifechter-Gilde und wurde 2016 das erste Mal nach Piräus in das »Sankt Georgs Fight Camp« ein­ge­laden. Auch in diesem Jahr waren Volk­er Seifert und einige andere Fechter wieder dort, nah­men an Fecht-Work­shops teil und leit­eten auch selb­st welche, wodurch bei­de Seit­en mehr über die Epochen-Spezial­isierun­gen und Kampftech­niken der anderen lernte.

Volk­er Seifert (links) zeigt einen Schw­er­tan­griff: Ein solch­er Kampf läuft deut­lich schneller ab, als man es aus Hol­ly­wood­fil­men kennt.

Quelle: West­falen­blatt, 30.10.2019, Anna Dörscheln