Volker Seifert beschreibt in der Serie »Gründertypen« der pro Wirtschaft GT die Entstehung seiner Fechtschule. Der gebürtige Sachse lebt für Beruf und Hobby.
„Privat gibts mich nur sonntags“
Turnieres: Volker Seifert beschreibt in der Serie »Gründertypen« der pro Wirtschaft GT die
Entstehung seiner Fechtschule. Der gebürtige Sachse lebt für Beruf und Hobby
VON RIKE HORSTMANN Halle. Schon beim Frühstück ist er vertieft in eine Geschichtslektüre aus dem 13. Jahrhundert: Ein wahrer »Gründertyp« mit Herz und Seele ist Volker Seifert aus Halle. Neben seiner eignen Zimmerei betreibt er seit 2014 »Turnieres« – eine Schule für historisches Fechten und Schwertkampf. Doch wie ist es zu dieser außergewöhnlichen Gründung gekommen? Nach seiner Ausbildung zum Zimmermann in Rabenstein und anschließender dreijähriger Wanderschaft durch Europa hat Seifert die Meisterschule in Bielefeld besucht, wo er auch seine spätere Frau kennenlernte. Er blieb Ostwestfalen treu und gründete hier eine Zimmerei. „Plötzlich kam der Tag der Tage“, erzählt er. „Ich saß in meinem Büro und musste mich mal wieder zum Rechnungenschreiben motivieren, da habe ich mir Heavy-Metal Videos im Internet angesehen und sah diese Kämpfe, das hat mich unglaublich interessiert.“ Er war so fasziniert von dem, was er sah, dass er den Entschluss fasste, es selbst zu lernen und mit ihm vier seiner Freunde. Sie schlossen sich einer Schule für historische Kampfkünste an. „Wir waren wirklich sehr gut, auch in Wettkämpfen“,erzählterstolz. Zur Ausbildungmussten sie immer sehr weit fahren und eigneten sich in ihrer Übungsgruppe alles selbst an, daraus entstand dann der Gedanke der Gründung einer eigenen Schule. „Der Anfang war die ganz naive Neugier, nicht die Lust, ein Geschäft zu haben“, erklärt Seifert. Mittlerweile hat seine Schule für historisches Fechten und Schwertkampf etwa 20 Mitglieder. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade, in denen die Schülerinnen und Schüler die Techniken erlernen. Vom Freizeitsport über den Leistungssport bis hin zur Wettkampfvorbereitung ist alles möglich. Seine Mitglieder sucht Volker Seifert sich ganz genau aus: „Wir hatten schon alles hier, vom Zuhälter bis zum mehrfach Vorbestraften war alles dabei, das geht natürlich nicht.“ Die effektive Art zu kämpfen möchte Seifert nur an verantwortungsvolle Menschen weitergeben. Jeder seiner Mitglieder hat die Möglichkeit, bis zu neun Stunden in der Woche in der Haller oder Steinhagener »Fitness Factory« zu trainieren. Zuerst wird hierzu mittelalterliche Literatur interpretiert und analysiert, um im Anschluss die dort beschriebenen Fechttechniken mit einem Partner zu rekonstruieren. „Du bist immer maximal so gut wie der andere. Das ist das Schöne am Fechten. Du lernst Verantwortung für deinen Partner zu übernehmen“, sagt Seifert. Wer Interesse hat, das Fechten zu erlernen, findet ein Anmeldeformular auf der Internetseite www.turnieres.de.

Volker Seifert von »Turnieres« erklärte Albrecht Pförtner (pro Wirtschaft), Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann, Anna Niehaus (pro Wirtschaft) und Helga Westmeyer-Schwarze von der Stadt (v.l.) die Eigenschaften eines Schwertes. FOTO: HORSTMANN
Originaltext im Haller Kreisblatt, Ausgabe vom 29. Oktober 2015